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Bodenkontakt

Bekanntlich bin ich ja größenwahnsinnig, da ist es ab und an mal gut, wieder etwas Bodenkontakt zu bekommen, aber muß es ausgerechnet ein Papierhandtuchspender sein, der mich auf den Boden der Realität reißt?

Angefangen hatte es im Mai und der Feststellung, dass mein Designer-Handtuchpapierspender vielleicht doch etwas besser in Nähe des Waschbeckens befestigt wäre, das auch benutzt wird (das andere ist ein Spielzeugbecken und lediglich ein sehr kleines Zugeständnis an das Ordnungsamt). Kurzerhand habe ich also unseren Techniker beauftratg, mir das Teil umzuschrauben, das neue Teil würde ich dann selber anschrauben, die Bohrlöcher sind ja noch da.

Soweit so gut, ich habe also meinen Handtuchspender bestellt, nichtahnend, dass sowas heutzutage nicht mehr so ganz einfach ist. Früher (als sowieso alles besser war, ich eingeschlossen) hat man bei CWS einen bestellt und drei Tage später war das Ding da: weiß, Plastik, trotzdem sündhaft teuer. Heute sind wir weiter: Die Teile sind chromgebürstet, praktisch nicht mehr bezahlbar und kein Mensch weiß, wo man die bekommt, ich möge doch mal bei meinem Polier nachfragen. Prima, und wer war das? Weiß auch keiner.

Fünf Telefonrunden später hatte ich dann endlich jemanden, der versprach, das Teil zu besorgen und nur zwei Erinnerungstelefonate später kam ein Paket. Der Inhalt: Chromgebürstet, richtig teuer, aber eine Kleenexbox (stand auch zutreffend so auf dem Lieferschein). Das zog sich dann bis Ende September hin und ich hatte schon angeboten, das chromgebürstete Teil aus der Mitarbeitertoilette abzuschrauben und da statt dessen den guten, alten weißen von CWS zu bestellen und da hinzuschrauben, aber nein, man wollte sich kümmern und das wäre doch gelacht.

Ende September kam dann mein alter Chef (inzwischen befördert und ganz doll wichtig) zu Besuch und fragte bei einem gemütliche Plauderründchen, ob er denn was für mich tun könne. Naja, also da war ja immer noch die Sache mit dem chromgebürsteten Papierhandtuchspender ...

Der Mann griff zum Handy, führte ein Gespräch und eine Woche später war der richtige Papierhandtuchspender da.

Nach meinem Urlaub habe ich mich jetzt artig per eMail bedankt und ihm mitgeteilt, dass ich jetzt sehr genau den Unterschied zwischen ihm und mir kenne: Er beträgt genau einen chromgebürsteten Papierhandtuchspender!

Sooo viel ist da ja nun auch nicht und ich verspreche, daran zu arbeiten. Nochmal lasse ich mich von so einem Teil jedenfalls nicht auf den Boden der Tatsachen reißen!

Ach ja, ich weiß inzwischen, wieso das Teil so teuer ist: Die Schrauben sind derart blöd angebracht, dass beim Anschrauben das Teil mindestens einmal zuklappt und versucht, einem den Daumen abzuknipsen, man kann es also durchaus auch als Zigarrenabschneider nutzen und Zusatzfunktionen waren ja schon immer teuer.

Es wird wohnlich

Letztes Wochendende ist der Mann meiner besten Freundin mit dem Freund der Tochter meiner besten Freundin angerückt und hat Lampen und Jalosien und eine Million anderer Sachen angebohrt, ein paar zusätzliche Steckdosen gelegt, Leitungen aus Verteilerdosen gepuhlt und zu Möglichkeiten des Stromverbrauches gemacht, Fußbodenleisten verlegt, Möbel durch die Gegend getragen und neu verteilt und vieles, vieles mehr.

Hier stehen noch 32 Kisten und so langsam nimmt die Sache Formen an und wenn das so weitergeht, kann ich diese Woche noch das Arbeitszimmer stellen und einräumen und nächste Woche dann endlich mal entscheiden, wie das Wohnzimmer gestellt werden soll, damit ich neue Wohnzimmerschränke aussuchen und bestellen kann (die ich dann wieder selber zusammenbauen werde *seufz*).

Langsam frage ich mich, wofür ich eine neue Wohnung habe, denn den Großteil meiner Zeit verbringe ich an der Arbeit, in Baumärkten oder Möbelhäusern. Ich muß nur noch ein paar "Kleinigkeiten" erledigen:

- Gardinen, Jalosien, Lamellen oder whatever für das Arbeitszimmer aussuchen und bestellen (3,7 Meter Fensterfront, Südseite, den ganzen Tag Sonne, so denn Sonne scheint)

- Dito für Küche, gleiche Seite, gleiche Breite

- Das Arbeitszimmer einräumen (nehme ich meinen alten Schreibtisch oder möchte ich doch lieber einen neuen?)

- Den Splitter vom Wohnzimmer ins Arbeitszimmer verlegen, sonst wird das nix mit Fax (leider sind da drei Türen zwischen, egal, welchen Weg ich wähle, dabei liegen die Räume direkt nebeneinander und sind sogar durch einen Durchbruch verbunden, aber ich frage mich sowieso, wozu ich zehn Türen in der Bude hier brauche?)

- Den nagelneuen Badewannenaufsatz wieder abreißen lassen und durch ein brauchbares Modell ersetzen (sorry, lieber Vermieter, Du hast es gut gemeint, aber ich hasse Faltwände, ich will wieder Schiebetüren)

- Fotos und eine Planzeichnung von meinen Badezimmerspiegel anfertigen, der beim Umzug nur drei klitzekleine Unfälle hatte und als Totalschaden zu betrachten ist, damit ein neuer angefertigt wird

- Die Arbeitszimmermöbel und -Kisten aus dem Wohnzimmer räumen, damit ich endlich mal das Wohnzimmer stellen und neue Schränke aussuchen kann

- 47 Bilder verteilen und aufhängen (Betonwände, also nix mal eben mit Nagel in die Wand)

- Den Rest aus dem Schlafzimmer räumen (gehört ins Arbeitszimmer, da fehlten aber bisher die Regale und Schränke)

- Das Gäste-WC freikämpfen (aktuell stopfe ich da leere Umzugskartons rein, bis die abgeholt werden)

- Fünf Stereoanlagen verteilen (Bad, Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer)

- etwa eine Million anderer Kleinigkeiten

 Wenn es dann aber mal fertig ist, wird es richtig schön :-)

(Ich tippe auf Weihnachten, möchte mich hinsichtlich des Jahres aber noch nicht festlegen)

"Ihre neue Tür ist da!"

Ruft mich doch am Montag mein Vermieter (lebt in Hamburg) an und teilt mir mit, meine Wohnungstüre sei angekommen. Es ist kurz nach neun, ich befinde mich noch im Koma und gucke erst mal verunsichert um die Ecke: Doch, da ist eindeutig eine Wohnungstüre! Wäre da keine gewesen, wäre mir das schon mal aufgefallen, ehrlich.

Es ist aber meine neue Wohnungstüre und die möchte jetzt eingebaut werden und dazu muß ein Termin mit mir abgestimmt werden. Ok, meinetwegen gleich morgen, da werden sowieso Regale geliefert und die Telekom will mir endlich wieder einen Festnetzanschluß freischalten, ich muß also sowieso Zuhause bleiben und ob ich das nun mit neuer oder alter Wohnungstüre mache, ist ja wohl schnuppe.

Um 8:15 Uhr rücken zwei Handwerker an, allerdings erst mal ohne Türe, denn es wird nicht nur das Türblatt getauscht, sondern gleich der ganze Rahmen, die Zargen und alles was dazugehört und so machen die Herren sich mit Brechstangen und roher Gewalt über meinen Eingang her.

Soweit so gut, ab jetzt fangen die Probleme an: Der neue Rahmen ist schmaler als der alte, es bleibt auf jeder Seite ein zwei Zentimert breiter Rand rohen Mauerwerks. Die Handwerker meinen, da könne man vielleicht drüberpinseln? Habe ich gerade erst (lassen) und es ist nicht ein Krümmelchen Farbe übrig geblieben. Ob man vielleicht die Farbe nachkaufen kann? Kann man, aber jeder Eimer kostet mal eben 42 Euro und die zahle ich ganz bestimmt nicht!

Die Handwerker verwerfen die Idee mit dem "Drübelpinseln" wieder, das würde ja sowieso nicht reichen, man muß die Wand erst mal abschleifen, dann wieder auffüllen und erst dann könnte man streichen. Aha!?

Nächstes Problem: Die Tür ist etwas lang, hat aber eine Spezialbeschichtung, die reißen würde, wenn man da mal eben mit der Säge drangeht. (An dieser Stelle werde ich belehrt, dass es sich um eine ausgesprochen hochwertige, sowie teure Türe handelt. Ich bemühe mich, beeindruckt zu wirken, dabei wäre mir eine passende Türe irgendwie lieber gewesen, das lasse ich mir aber vorläufig nicht anmerken. Handwerker sind sensibel!). Die Herren fahren also weg (ich habe solange überhaupt keine Türe, bleibe also brav daheim) und rücken mit schwerem Gerät an. Im Hausflur wird eine mittelgroße Sägewerkstatt eingerichtet und die Tür fachgerecht gekürzt (spätestens ab jetzt hassen mich endgültig alle Nachbarn, was mir recht ist, ich bin sowieso nicht scharf auf nachbarschaftliche Kontakte).

Dummerweise ist die neue Türe nicht nur hochwertig und teuer, sondern zudem eine Sicherheitstüre mit Schalldämmung und damit deutlich dicker als die alte. Konsequenz: Der Schließzylinder paßt nicht mehr. Wie gut, dass ich noch ein paar habe, von denen wir dann einen einbauen.

Damit ist dann aber immer noch nicht genug, die neue Türe hat ein hübsches, rundes Loch für einen Türspion, nur leider ist der nicht mit dabei, er soll aber nachgeliefert werden (damit das nicht so zieht, habe ich jetzt ein Stück Tempotaschentuch in das Loch gesteckt).

Der Einbau meiner neuen Wohnungstüre hat mal eben mit zwei Leuten von morgens 8:15 Uhr bis nachmittags 17 Uhr gedauert und ist noch nicht abgeschlossen und um 18 Uhr habe ich dann meinen Vermieter in Hamburg angerufen, der schäumt, die Türe ist nämlich schon im August bestellt worden und es wurde ein Aufmaß gemacht, da hätte das etwas einfacher gehen müssen.

Ich bekomme also irgendwann noch einen neuen Schließzylinder, einen Türspion und eine zusätzliche Holzleiste.

Die neue Türe ist aber wirklich schön, tatsächlich schalldämmend, nur mit der Sicherheit habe ich so meine Bedenken, zumindest, solange da noch ein offenes Loch statt eines eingebauten Spions ist, aber sie sieht echt chick aus.

Der neue tägliche Wahnsinn

Ich bin dann endlich mal umgezogen!

Es waren nur 120 Kisten, diverse Säcke, die Möbel, in denen sich das alles befunden hatte und selbst ein LKW plus Hänger hatte nicht gereicht, der Rest kam dann am nächsten Tag.

Aktuell wache ich jeden Morgen gegen 09:30 Uhr auf, schleppe mich in die Küche, mache kurz an der Kaffeemaschine Halt und trinke den ersten Kaffee des Tages auf dem Balkon.

Danach sind dann Regale und Schränke zusammenzuschrauben, die hier nach und nach eintrudeln und das muß tagsüber erledigt werden, denn ab 20 Uhr hat hier nicht mehr gehämmert oder gebohrt zu werden (selbst das Kind, das in der Wohnung über mir wohl den ganzen Tag unablässig den Flur auf- und abrennt ist schlagartig still, ich tippe auf Valium in Höchstdosierung).

Dann noch ein paar Möbel durch die Gegend geschoben (wieso fehlen immer genau ein paar Zentimeter für die Wunschplazierung?), ein, zwei Kisten ausgeräumt, ab ins Bad und dann zur Arbeit (ja, die Arbeit hat mich wieder!).

Gegen 23 Uhr kehre ich dann wieder heim, befülle noch ein paar der morgens zusammengeschraubten Möbel und falle pünktlich um 2 Uhr in einen komaähnlichen Schlaf (ich bin ganz sicher, dass ich im freien Fall einschlafe und bereits penne, bevor mein Kopf die Kissen berührt).

Also wenn jemand ein geregeltes Leben führt, dann ja wohl ich! Immerhin: Als Diät ist ein Umzug unbedingt empfehlenswert, ich kann meine Hose jetzt ausziehen, ohne sie aufzumachen.