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Das Ende des Türkrieges

Dass Behörden mitunter etwas seltsam sind, ist nicht neu, dass sowas hochgradig gesundheitsgefährdend ist, allerdings schon.

Als ich im April letzten Jahres die Filiale übernahm, teilte man mir mit, dass das Ordnungsamt darauf besteht, dass wir eine Passage sind und alle Türen immer offen zu sein haben und mit offen war gemeint, dass es keine Automatiktüren gab, sondern wirklich alle Türen von sechs Uhr morgens bis drei Uhr morgens offen stehen. Man hatte zwar wunderhübsche Vollglas-Zwischentüren eingebaut, aber bei Bauabnahme wurde direkt angeordnet, dass auch diese Türen offen zu stehen haben und zudem ganzflächig zu bekleben seien, wegen Sichtschutz. (Ähm ... im Hinblick auf die Tatsache, dass die Türen ja offen zu sein haben, bieten sie keinerlei Sichtschutz, das war dem Ordnungsamt aber egal, sie hatten ganzflächig beklebt oder abgebaut zu werden.)

Die Zwischentüren wurden also vollflächig beklebt und ich bekam die Anweisung, sie ab und an zufallen zu lassen, auf jeden Fall aber nach Einbruch der Dunkelheit, da haben Ordnungsämter Feierabend und wir somit eine höhere Überlebenschance im Winter.

Mein erster Anruf aus Hannover beim Chef der Bauabteilung begann seinerseits mit den Worten: "Tun Sie mir einen Gefallen, diskutieren Sie mit mir NICHT über die Türen!" MIFT!

Der Sommer kam und ohne das illegale Verhalten der Zwischentüren (=Zufallen) wären wir den Hitzetod gestorben. Zudem ärgerte mich die Tatsache, dass ich durch die zugefallenen und vollflächig beklebten Türen nichts mehr sehen konnte und sich seltsame Gestalten ungesehen in die Filiale schlichen. Kurzerhand ließ ich die Beklebung abreißen und durch einen dezenten Streifen in Kopfhöhe (Sonderlogo, was auch sonst?) ersetzen. Jetzt konnten die Türen "zufallen" und ich trotzdem durchgucken.

Dann kam der Winter und die Zwischentüren konnten nicht verhindern, dass es bitterlich kalt wurde. Bald hatten wir eine hartnäckige Erkältungswelle und das ganze Team schniefte, fiberte oder kippte direkt aus den Latschen und der Dienstplan wurde nur noch pro forma geschrieben: Zum Dienst kam, wer noch laufen und möglichst sprechen konnte. Nachdem ich bei meinem Chef das Aufstellen eines Seuchezeltes vom Roten Kreuz direkt vor der Filiale beantragt hatte, entschied man sich, Klage gegen die Auflage des Ordnungsamtes einzureichen und falls das scheitern sollte, einen Glaskasten um den Arbeitsbereich meiner Mitarbeiter zu bauen. Gründlich wie wir sind, hätte man bestimmt nicht die Aufkleber mit dem Text "Bitte nicht füttern" vergessen, natürlich auch wieder ein Sonderlogo.

Die Verhandlung dauerte dreieinhalb(!) Stunden und am Ende stellte der Richter fest, dass die Auflagen schlicht rechtswidrig seien, woraufhin die Vertreter des Ordnungsamtes sehr deutlich die Fassung (und den letzten Rest ihrer guten Erziehung) verloren. Es wurden umgehend Automatiktüren bestellt :-)

Auf der Jahrestagung teilte mir dann der Schlosser mit, die Türen würden nun doch nicht eingebaut werden, da mit über 8.000 Euro pro Eingang zu teuer, woraufhin ich mich spontan umdreht und nach unserem Geschäftsführer fahndete. Man benötigte drei Leute, um mich wieder einzufangen und der Schlosser teilte mit, er werde nie wieder einen Scherz in meiner Gegenwart machen. Guter Plan!

Die Automatiktüren sind inzwischen eingebaut und wunderhübsch und meinetwegen kann jetzt der Sommer und danach der Winter kommen :-)

Das (hoffentlich kurze) Leben des Karl

Komme ich doch nach einem freien Tag in die Filiale und finde dort an der Pinwand (in der Regel ein mittelschwerer Zettelwald) die Info meiner Mitarbeiter, dass wir offensichtlich eine Maus haben. Auf dem gleichen Zettel, aber in anderer Schrift die Ergänzung, dass es sich dabei um Karl handelt, dem bei Ergreifung umgehend Hausverbot zu erteilen sei, weil vermutlich minderjährig und außerdem spielt er nicht und wer nicht spielt, fliegt raus! (So sind sie, meine Mitarbeiter *g*).

Mein Chef meinte zu dem Thema, mich darauf hinweisen zu müssen, dass Mäuse eine recht hohe Vermehrungsrate haben und schlug das Aufstellen von Mausefallen vor, im Gegenzug revanchierte ich mich mit der recht plastischen Schilderung, wie neben einer meiner Omis so eine Falle zuklappt und mit einem deutlichen Knacken Karls Genick gebrochen wird. Omi würde direkt ohnmächtig vom Stuhl rutschen, ergo: Schlecht für's Geschäft.

Rentokill wurde beauftragt und druckste etwas herum, nachdem die ganze Filiale gründlich untersucht worden war und faßte das Ergebnis wie folgt zusammen: "Also, es handelt sich nicht nur um Karl, sondern auch um Karoline und die beiden haben gleich den ganzen Stamm der Karoliner mitgebracht!".

Es sind jetzt 35 Mäuseköder aufgestellt und die Mitarbeiter versicherten, die auf jeden Fall mehrmals täglich auf Karolinerleichen zu untersuchen, was aber laut Rentokill nicht nötig ist, die angeschlagenen Karoliner werden sich vor dem Sterben diskret zurückziehen und nicht mitten im Foyer auf poliertem Granitboden ganz unelegant tot umkippen und liegenbleiben, woraufhin die Reinigungskräfte anboten, ab sofort in allen Ecken und Winkeln nach dezenten, toten Karolinern zu fahnden, aber auch das wird laut Rentokill nicht nötig sein, die Leichen trocknen aus und zersetzen sich, also nur ab und an mal durchpusten.

Tja, und wieder mal erlebt die Geschichte das unrühmliche Ende einer vielversprechenden Dynastie. Hoffenlich haben wir genug Staubsaugerbeutel ...

Lärmbelästigung

Oder: Das Unternehmen weiß Prioritäten zu setzen!

In meinem Büro befindet sich die Videoüberwachung und weil das ziemlich teure und empfindliche Technik ist, ist die belüftet.

Da ich offensichtlich weder teuer noch technisch oder gar empfindlich bin, befindet sich für mich dort weder eine Lüftung, noch eine Heizung, was im Hochsommer dazu führte, dass ich die Bitte unserer Sicherheitsabteilung um Zusendung einiger Bilder aus besagter Videoüberwachungsanlage mit den Worten "Zum Winter hin. Im Büro sind gerade 32 °C, da gehe ich nicht rein!" beantwortete.

Nach längerer Überlegung kam ich zu dem Schluß, dass ich doch empfindlich bin und ließ überprüfen, wie aufwendig es sei, mein Büro wenigstens an die Abluft anzuschließen und es war schnell klar, dass für diesen Umbau ein Investitionsantrag notwendig sein würde, den in diesem Leben niemand bewilligen würde.

Richtig ärgerlich war, dass es sich bei den Lüftern für die teure Technik wohl eher um Billigtechnik handelte, denn die Biester begannen nach etwa einem halben Jahr, unangenehme Geräusche zu machen, was dann so lästig wurde, dass ich die Lüfter ausknipste (die Schalter dazu hatte ich selber eingebaut), was aber zum Tod diverser Netzteile führte (bei 32 Kameras kommen doch ein paar Netzteile zusammen und unbelüftet wird es ziemlich warm *hust*).

Nachdem ich den Sommer leidlich überlebt hatte (tunlichst außerhalb des Büros), stand der Winter vor der Tür und wie wir alle wissen, war das ein echter Winter und es war abzusehen, dass die Wärme aus der Videoüberwachung auf Dauer nicht wirklich die nichtvorhandene Heizung zu ersetzen in der Lage sein würden. Die Frage nach den Kosten für eine Anbindung an die Heizung erübrigte sich, in der ganzen Filiale gibt es nicht einen Heizkörper, das wird alles über Abluft, Zuluft, Klimnalage, Klimasplittgeräte und Torschleiergeräte geregelt (und es ist eine Heidenarbeit, bis man diese Komponenten mal so reguliert hat, dass sie nicht gegen- sondern miteinander arbeiten!).

Während ich noch überlegte, wie ich die Eintrittkarten für die zu erwartende Eislaufbahn in meinem Büro gestalten sollte und wie das Preisverhältnis zwischen Tages- und Saisonkarte zu kalkulieren sei, stellte sich heraus, dass ich doch wirklich gute Freude in diesem Unternehmen habe und pünktlich zu Weihnachten fand sich plötzlich und unerwartet ein autarkes (das gute Stück kann nicht nur kühlen, sondern auch heizen) Klimasplittgerät in meinem Büro und weil man sowieso gerade dabei war und Wände aufbuddelte, hatte man mein Büro gleich an die Zu- und Abluft angeschlossen. Ein Investitionsantrag war nicht nötig gewesen, weil es dazu niemals eine Rechnung gab und ich will überhaupt nicht wissen, in welchem Neubau die Kosten untergekommen sind. Da so ein Neubau so um die 1,5 Millionen aufwärts kostet und wir jeden Monat mindestens einen davon fertigstellen, gehe ich davon aus, dass man die niemals wiederfinden wird.

Ach ja: Die doofen Lüfter der Videoüberwachung habe ich ausgeknippst, der Raum ist jetzt immer wohltemperiert und braucht sowas nicht mehr :-)

Und es hat auch nur einen halben Tag gedauert, bis ich das Handbuch mal gelesen hatte und wußte, wie ich über die Fernbedienung die Neigung der Klappen, die Temperatur und sonstigen superschönen Schnickschnack einzustellen hatte :-)