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Was von Seminaren bleibt

Ich war drei Tage auf einem Seminar, genaugenommen nannte sich das sogar "Exclusiv Training", mußte also toll sein! Die ersten beiden Tage waren es auch, der dritte Tag hatte "Dialektik" zum Thema, das konnte nicht gutgehen und ging es auch nicht.

Erste Mitteilung: Innerhalb von vier Wochen sollten die Inhalte des Seminars als Schulung an alle Mitarbeiter vermittelt werden. Das Kratzen in meinem Hals hatte nichts mit meiner Dauererkältung zu tun, sondern war ein deutliches Zeichen dafür, dass mir der Hals anschwoll.

Erste Gruppenarbeit: Listen Sie alle Probleme auf, die Sie bei der Durchführung dieser Aufgabe haben und zwar wirklich alle. Zeitansatz 30 Minuten. Genaugenommen gab es nur drei Probleme: Wann? Wo? Wie?

Die Ergebnisse wurden dann präsentiert und anschließend teilte man uns mit, dass wir überhaupt keine Probleme haben und doch sowieso in der Lage sind, jedes Problem praktisch "am Küchentisch" zu lösen. Bei "Küchentisch" ist mir dann der Faden gerissen. Jeden Tag rechne ich damit, ein Seuchenzelt vom Roten Kreuz vor der Filiale aufgebaut zu bekommen, habe nicht mal die blasseste Ahnung, wie ich einen Dienstplan für die laufende Woche zusammenbekomme (der dann mehrfach pro Woche umgeschrieben wird, je nach Eingang der Krankmeldungen), aber ich soll mal eben eine Schulung durchführen, bei der ich meinen Mitarbeitern vermittele, was mir zwei Tage beigebracht wurde.

Nach der fünften Erwähnung von "Die Geschäftsleitung möchte ...", "Die Geschäftsleitung erwartet ...", "Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass ..." war dann endgültig Schluß mit lustig und bevor ich tatsächlich einen Blutsturz bekommen würde, beendete ich das Thema mit den Worten: "Richten Sie der Geschäftsleitung bitte aus: Mein Name ist Kruse und meine Antwort lautet "Nein!""

Es folgten wilde Diskussionen, deren Inhalt sich nicht widerzugeben lohnen, aber den wirklich wichtigen Satz dieses Seminars brachte völlig spontan die Kollegin aus Halle: "Ich möchte nur ganz deutlich darauf hinweisen: ICH bin es nicht, die hier Drogen nimmt!"

Danke, Silvia, den Satz werde ich so schnell nicht vergessen.

Ach ja: Ich gebe meine Schulung dann Sonntag in einer Woche, aber bestimmt ohne Küchentisch!

Rollos sind hinterhältig

Ich hatte Rollos für die Küche gekauft! Im Hinblick auf die Betonwände und dass ich seit meinem Blutgerinsel im Kopf keine Bohrmaschine mehr betätigen kann, ohne zuverlässig aus den Latschen zu kippen, hatte ich mich für die teure Variante von Gardenia entschieden: Kleben statt bohren!

Das erste Rollo war schnell angebracht und verhielt sich vorbildlich (inzwischen bin ich sicher, dass es mich nur in trügerische Sicherheit wiegen wollte!).

Das zweite Rollo sah prima aus. Für zwei Minuten, dann fiel es von der Decke. Hm ...

Die nächsten zwei Tage lebte das zweite Rollo seine ziemlich offensichtlichen, wenn auch etwas bizarren Wünsche nach dem Leben eines Blinkers aus: Hängt, hängt nicht, hängt, hängt nicht, ...

Irgendwann war nicht länger zu übersehen, dass es auf Dauer für cremefarbene Rollos nicht gut sein kann, dauernd auf den Fußboden zu knallen, egal, wie oft ich da wische und ich wische da oft!

Ok, ich kann auch gehässig sein, also suchte ich mir eine zierliche Schraube, die ich mitleidslos in den Holzrahmen des Fensters bohrte und das Rollo zum Kleben war fortan auf der einen Seite ein angeschraubtes Rollo.

Damit hätte die Geschichte beendet sein können, was sie bis zum nächsten Abend auch war, da begrüßet das Rollo mich wieder vom Fußboden aus (vielleicht lag es am Fieber, aber ich bin sicher, ein leises, gehässiges Kichern gehört zu haben). Jetzt hatte sich die andere Seite des zweiten Rollos losgerissen, das Rollo komplett abgewickelt und sich dann seitlich aus der (festgeschraubten!) Verankerung gerissen. Die festgeschraubte Halterung hing einsam an der Wand. Dem fühlte ich mich an dem Tag nicht mehr gewachsen und ging wutschnaubend ins Bett. Ich lasse mir doch von so einem doofen Rollo doch keine Beschäftigungstherapie aufzwingen. Ich nicht!

Am nächsten Morgen fiel ich wieder um acht Uhr (das muß endlich aufhören mit dem früh aufwachen, ist ja schlimm) aus dem Bett und jetzt war das Rollo fällig. Es hat sich dann noch recht heftig gewehrt, ist noch dreimal während der Aktion runtergefallen (die Schraube ebenfalls, mir fehlte mal wieder die dritte Hand), aber jetzt hängt es und da wird es hängenbleiben und eher fällt die ganze Wand zusammen, als dass dieses Rollo nochmal runterkommt!

Rollos sind hinterhältig, aber ich bin stur!

Nachtrag:

Es ist offensichtlich: Meine Rollos lesen mein Blog! Heute morgen lag das erste Rollo am Boden!

Ich habe dann gleich beide Seiten festgeschraubt und hoffentlich ist jetzt endlich Ruhe!