Das Ende des geregelten Lebens
Zwei Jahre hatte ich es wirklich versucht: Ein geregeltes Leben!
Jede Nacht im eigenen Bettchen schlafen, jeden Morgen schon vor dem Öffnen der Augen wissen, in welcher Stadt man ist, regelmäßige Aufnahme fester Nahrung, fast regelmäßiger Schlaf, jeden Tag die gleichen Gesichter. Kurz: Grauenhafte Langeweile!
Das erste Jahr war ja soweit noch in Ordnung, es gab viel zu tun, praktisch alles neu zu organisieren. Dann gab es ein paar Rekorde zu brechen, Erfolge zu feiern und man hätte sich ein wenig auf seinen Lorbeeren ausruhen können, aber wie doof ist das denn? Der ganze Streß, um am Ende auf pieksendem Grünzeug zu pennen? Nix für mich!
Nach einem kleinen Umweg über diverse Krankenhäuser (ja, ich bin immer noch unsterblich!) traf ich dann endlich in Hannover ein. Neue Stadt, neue Filiale, neuer (aber bekannter) Chef, neues Team.
Äh .. Team? Die Filiale war zwar relativ neu, wunderhübsch, aber ich nach knapp sechs Monaten seit Bestehen schon die fünfte oder sechste Führungskraft und die Mitarbeiter waren mit ähnlicher Geschwindigkeit ausgetauscht worden, nur war man irgendwann wohl nicht mehr nachgekommen und so war das Team sehr sehr übersichtlich. Die Mehrzahl der Vollzeitkräfte (darf man bei einer stattlichen Anzahl von vier überhaupt von "Mehrzahl" reden?) war ziemlich neu, hatte schon eine Menge erlebt (vor allem Veränderungen, denn jede neue Führungskraft hat natürlich ihren eigenen Stil), deutlich verwirrt, trotzdem aber willig, fleißig und schnell zu motivieren, nur halt kaum bis überhaupt nicht organisiert, informiert oder strukturiert und so gab ich dem Projekt den Namen "Tal der Ahnngslosen".
Wenn Mitarbeiter ein Spiegel ihrer Führung sind und ich da jetzt die Führung hatte, war es Zeit, die Lappen rauszuholen und die Spiegel zu putzen bis sie glänzen und einen Vorteil hat das absolute Vollchaos: Man muß sich keine Gedanken darüber machen, wo man anfängt, denn wenn jede Veränderung eine Verbesserung ist, kann man an jeder beliebigen Ecke anfangen. Es gibt viel zu tun!