Wie ich durch Sturheit an ein Frühstück am Bett kam
Ich war immer noch in Weingarten, das Hotel war inzwischen erfolgreich eröffnet und die erste Inventur stand bevor.
In meinen Material-Lagern standen immer noch diverse vollbepackte Europlatten, aber bis zur Inventur würde ich das schaffen (bei Mövenpick wurde jeden Monat Inventur gemacht, bis runter zu den Papier-Tischsets, die einzeln zu zählen waren. Weingarten hatte 213.000 Papiersets, die einzeln nach Motiv sortiert, aufzunehmen waren).
Mein Direktor (früher selber mal Einkaufsleiter in Trier, da musste irgendwo ein Nest gewesen sein, der Vize war da früher auch mal Einkaufsleiter gewesen, kein Wunder, dass der Laden verkauft worden war) blickte auf die Ringe unter meinen Augen (Schlaf war uns eher theoretisch bekannt, was für eine Neueröffnung völlig normal war) und meinte, das sei viel zu viel Arbeit, er werde am übernächsten Tag die beiden Damen aus der Buchhaltung in Essen anreisen lassen, die könnten auch mal was arbeiten.
Oh mein Gott! Alles, aber nicht diese beiden vertrockneten Schachteln, die mir sowieso schon dauernd auf die Nerven gingen, aber es war hoffungslos, mein Direktor wollte mich unterstützen.
Ich schickte also meine Mitarbeiter heim, die aber merkten, dass irgendwas nicht in Ordnung war und fragten, ob sie irgendwie helfen könnten. Ja, indem sie jetzt umgehend abhauen und mich in Ruhe lassen.
Ich besorgte mir also erst mal in der Haustechnik Werkzeug und schraubte -gefühlt- mehrere Kilometer Regale zusammen und stellte sie auf. Dann machte ich mich daran, sieben Europlatten abzupacken, nicht ohne vorher die Regale zu beschriften.
Zwischendurch traf ich immer mal wieder auf einen Kaffee und eine Zigarette unseren Bankett-Leiter, der eine Großveranstaltung hatte und auch die ganze Nacht bleiben würde.
Um kurz vor fünf war ich fertig, sehr zufrieden, fegte meine Lager noch blitzeblank und stellte mitten ins das riesige Nonfood-Lager (siehe 213.000 Tischsets) ein Nichtraucherschild auf den Boden, schrieb meinem Assistenten noch kurz einen Zettel, dass er mich bitte unbedingt um acht wecken sollte und er unseren Direktor bitte informieren solle, dass die Hilfe der beiden Buchhaltungsdamen sich erübrigt habe und ging schlafen.
Geweckt wurde ich von einem Klopfen an der Tür, die kurz danach aufgeschlossen wurde (wir wohnten alle noch im Hotel und hatten alle einen Generalschlüssel).
Herein kam mein Assistent mit einem riesigen Frühstückstablett (nicht mal die obligatorische Rose in einer kleinen Vase fehlte) und stellte das auf mein Bett mit den Worten "Ich wusste nicht, ob du lieber O- oder Grapefruitsaft wolltest, also habe ich beides mitgebracht" und erzählte mir, dass unser Direktor morgens in meinem Büro vorbeigekommen war und den Zettel gesehen hatte. Danach hatte er sich die neuen Lager angesehen und die Anordnung erteilt, dass ich auf keinen Fall zu wecken sei, mir aber um 11 ein Frühstück zu servieren sei und ich den Rest des Tages Arbeitsverbot habe (wurde langsam lästig mit diesem Arbeitsverbot, ich war jung, wusste was ich wollte und war bereit, dafür einzusetzen, was nötig war um es zu bekommen).
Was ich nicht so ganz verstand, war die Tatsache, dass mein Assistent einen hochroten Kopf hatte und angesprengt an mir vorbei guckte, während er mir das erzählte.
Nun, ich hatte mich im Bett aufgerichtet und in eine halbwegs aufrechte Position gebracht, dabei aber vergessen, dass ich kein Freund von Nachthemden bin und entsprechend oben rum ausgesprochen unangezogen war.
Kann aber nicht ganz so schlimm gewesen sein, ich war 24, sehr durchtrainiert und ein paar Wochen später sind wir zusammen gezogen, das war aber, nachdem er meine Abteilung verlassen hatte und fortan nicht mehr mein Trainee, bzw. Assistent war, sondern in die Bankettabteilung gewechselt hatte.
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