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Strategische Umwege auf dem ersten Bildungsweg

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich aus einer Mischung aus Langeweile und Ahnungslosigkeit Abitur gemacht, ich wusste nämlich nach der zehnten Klasse nicht, was ich denn wohl mal würde weden wollen (tatsächlich hatte sich das nach der dreizehnten Klasse nicht geändert, aber das wusste ich ja noch nicht), also blieb ich halt weiter auf der Schule, an die ich mich inzwischen leidlich gewöhnt hatte.

In NRW waren damals alle  Fächer in vier Gruppen eingeteilt und mit den vier Abiturfächern mussten drei davon abgedeckt werden. Kein Problem: Mathe, Deutsch, Englisch und weil ich ja auch etwas Spaß haben wollte, wählte ich Pädagogik dazu.

Deutsch-Leistungskurs habe ich genau eine Doppelstunde ausgehalten, danach war ich satt: Da saßen alle, aber wirklich alle "Müslis", der halbe Raum war gefüllt mit Negativbeispielen der Folge antiautoritärer Erziehung, jede Dritte war in einen lila gefärbten Schal gewickelt, es stank nach Patschuli und mein "Lieblings-Müsli" hatte mich schon an der Tür begrüßt mit den Worten "Ey Du, das finde ich wirklich gut, dass Du auch hier bist, das gibt mir ein wirklich gutes Gefühl, dass wir die negativen Stimmungen zwischen uns in Ruhe ausdiskutieren können." und die deutsche Edda im Original zu lesen, war auch nicht wirklich spannend (mir reichte schon, nebenan Shakespeares Gedichte in Alt-Englisch lesen zu müssen).

Nach dieser grauenhaften Doppelstunde (ich hatte ständig Angst, dass die sich alle auf den Boden setzen, Räucherstäbchen anzünden und bei einer Kanne Tee indische Harmonieglöckchen läuten würden), ging ich also zu meinem Lehrer, Herrn Duwenig, und erklärte ihm, dass ich das auf keinen Fall drei Jahre aushalten werde und bitte den Kurs wechseln möchte. Mit einem tiefen Seufzen und Blick in die Runde sprach er mir sein Verständnis und seine Zustimmung aus, sofern ich einen Kollegen fände, der diesem Wechsel zustimme und mich in seinen Kurs aufnähme.

Kollegen zu finden, die mich jetzt noch in ihren Kurs aufnahmen war unproblematisch, problematisch war das Kursraster. Einfach nur den Leistungskurs zu wechseln hätte dazu geführt, dass ich in fast allen Fächern die Lehrer gewechselt hätte, die ich mir doch sehr sorgfältig ausgesucht hatte.

Am Ende blieb nur eine Möglichkeit, meine Wunschlehrer zu erzwingen: Ich musste Philosophie und Religion als schriftliche Fächer wählen.

Wer also von meinem pseudo-tiefgründigem, ebenso langatmigem wie haltlosem Gequatsche genervt ist, möge sich bitte bei den Mülis der Oberstufe bedanken, intensive Beschäftigung mit Religion und Philosophie hinterlassen lebenslange Spuren, das bekommt man nie wieder weg!

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