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Unsere Zeiterfassung haßt mich

Pünktlich zum ersten Januar haben wir eine neue Zeiterfassung bekommen. Superteuer, superbunt, superlangsam, superumständlich und super häufig gerade down wegen dringend notwendiger Updates. Drei Monate zuvor hatten die umfangreichen Schulungen begonnen und ich gehe davon aus, daß es eine größere Anzahl von Leuten gibt, die dieses Programm niemals halbwegs beherrschen werden, zumindest sprechend die zunehmend unfreundlicher werdenden Mails aus der Personalabteilung dafür, in der immer und immer wieder die gleichen Fehler angemahnt werden. Kann mir nicht passieren, so eine Mail zu bekommen, ich darf ja seit 3. Juni nicht mehr mitspielen. Egal, was ich mache, ich bekomme vom System nur "Kartennummer nicht bekannt" und ab da kann an dem Tag überhaupt niemand mehr dieses bezaubernde Programm benutzen, es spuckt immer nur die gleiche Meldung aus. Wir haben den Rechner getauscht. Wir haben den Router getauscht. Das Programm wurde komplett neu aufgespielt. Wir haben zwei Releasewechsel gemacht. Wir haben die Tastatur getauscht (aua). Ich habe meinen PIN geändert. Ich habe eine neue Kartennummer bekommen. Wir haben die komplette Vernetzung durchgemessen. "Kartennummer nicht bekannt" Die Entwickler sind entnervt, die Personalabteilung ist entnervt, ich bin entnervt. Wenn ich wenigstens komplett von diesem Programm ignoriert würde, aber nein, die ganzen Korrekturen von Hand eingeben darf ich. Klar, macht ja richtig Arbeit, da darf ich dann. Nun war ich sechs Wochen krank und das Programm hat anstandlos gearbeitet, keine Probleme, alle Karten bekannt, aber kaum bin ich den ersten Tag wieder da, geht es wieder los: "Kartennummer nicht bekannt", ab da kann wieder niemand das Programm benutzen. Als letzten Ausweg habe ich vorgeschlagen, mich doch bitte zu kündigen, aber noch will man davon nichts wissen. Noch ...

Der besondere Besuch bei Aldi

Gehe ich doch neulich in den Aldi meines geringsten Mißtrauens und denke schon im Reinkommen, daß irgendwas anders ist.


Hm, ich kam gerade von der Spritze, es war also nicht auszuschließen, daß ich es war, die komisch war. Trotzdem irgendwas an diesem Aldi war komisch, anders, seltsam.

An der Kasse verstärkte sich dieser Eindruck: Für vier Kunden waren zwei Kassen besetzt. Nanu? Und Zeit hatten die, nicht zu fassen. Bei Aldi, wo so viele Menschen sich angeblich nicht mal trauen, nach Kleingeld zu gucken, weil das immer alles so schnell gehen muß?
Egal, da ich ja krankgeschrieben war, hatte ich Zeit. Viel Zeit.

Plötzlich zucke ich zusammen. Sollte ich zu meinem Muskelfaserriß einen schweren Gehörschaden dazubekommen haben? Weichten die Medikamente jetzt nicht nur die Muskel auf, sondern auch das Gehör? Hatte da wirklich gerade eine Aldi-Kassiererin zu einer Kundin gesagt "Lassen Sie sich nur Zeit"? Und **lächelte** sie dabei so freundlich, daß man annehmen könnte, daß sie genau das meinte?

Völlig fasziniert verfolgte ich aufmerksam den weiteren Verlauf an der Kasse neben mir und erlebe, wie die Kassiererin sagt: "Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.".
Ein Blick durch die großen Scheiben ließ vermuten, daß die Welt sich noch dreht, aber wirklich sicher war ich mir nicht.

Dann der nächste Schock: Die Kassiererin an meiner Kasse sagt zu der Kundin vor mir ebenfalls "Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.".
Ja ist denn die ganze Welt jetzt verrückt geworden?

Aldi-Kassiererinnen zeichnen sich wirklich nicht durch mangelnde Freundlichkeit aus, aber sowas?

Leicht geschockt lasse ich über mich ergehen, wie meine Waren über die Scannerkasse laufen und zucke fast garnicht mehr, als die Kassiererin fragt, ob ich vielleicht Kleingeld habe, beschließe aber, meinem Doc am nächsten Tag zu sagen, daß wir unbedingt das Medikament wechseln müssen, diese Art Droge scheint doch erhebliche Nebenwirkungen zu haben.
Auch mir wird ein schöner Tag gewünscht und mit einem Gefühl, wie nach einem schweren Schlag auf den Kopf schiebe ich meinen Wagen an die Seite, um die lästigen Folien und Verpackungen gleich dort zu lassen.

Während ich, immer noch leicht verstört, feststelle, daß der Berg mit den neuen Unterhemdchen kleiner ist als der mit der Verpackung, löst sich das Rätsel: Zwei wohlgekleidete Herren tauchen auf, beide mit einem großen Aktenkoffer an der Hand und einem extrem wichtigen Ausdruck im Gesicht. Der Eine bleibt noch am Aufbau der Milchpackungen stehen, guckt mißbilligend, spricht etwas in ein Diktiergerät und sagt zu seinem Begleiter "Na das kann auch nicht so bleiben, da muß was gemacht werden."

Im Rausgehen sagt einer der Herren noch zu der einen Kassiererin "Wir kommen dann nachher nochmal, wenn Ihr Chef da ist." und kurze Zeit später sieht man einen größeren Audi den Parkplatz verlassen.

Ab da normalisiert sich das Leben wieder: Die zweite Kasse wird sofort geschlossen mit den Worten "Ich geh' auf den Schock erst mal eine rauchen!", die andere Kassiererin verläßt auch umgehend die Kasse und widmet sich dem Auspacken irgendwelcher Kartons und im Rausgehen höre ich noch, wie sie einer wartenden Kundin an der Kasse zuruft "Bin gleich da, Moment noch."

Ach so, ich habe meinen Doc dann auch weiter das übliche Gift in meinen Rücken spritzen lassen und nehme auch meine Tabletten fast brav.