Mein Direktor war immer noch neu, immer noch Schwabe, immer noch über zwei
Meter lang und seine Leitung immer noch ähnlich lang, aber er hatte mich
befördert. Ab sofort war ich nicht nur Leiterin rückwärtige Bereiche, Einkauf
und Controlling, sondern zusätzlich noch F&F-Assistentin, ein Titel ohne
weiteren Inhalt, aber nötig, um die Gehaltserhöhung zu veranlassen, ich machte
meinen Job also irgendwie richtig.
Da wir viele Großveranstaltungen hatten und uns einen Namen für kreative
Ideen gemacht hatten, hatten wir im Kadermeeting die Anschaffung eines mobilen
Mövenpick-Eiswagens vorgeschlagen (Kostenpunkt irgendwas um die 7.800 DM) und
er hatte das rundweg abgelehnt, weil er nicht einsah, wozu eine so hohe Investition
notwendig sein sollte. Trotzig hängte ich das Angebot mit hübscher Abbildung in
Farbe hinter dem Schreibtisch meines (und seines) Vize-Direktors und
Bankett-Managers (und mir inzwischen ein guter Freund) auf, so dass er jedes
Mal, wenn er in dessen Büro ging, genau darauf guckte, das aber ignorierte
(nicht nur ich konnte trotzig sein!).
Naja, Neu-Ulm halt, er hatte sich immer noch nicht an die Dimensionen
unserer Großveranstaltungen gewöhnt, war mitunter aber Weltmeister, wenn es
darum ging, mit einem einzigen Satz das komplette Kader schwer zu verärgern und
dazu zu bringen, tagelang kein Wort mit ihm zu reden, bis auf das Nötigste
halt, immerhin war er ja der Direktor, wenn auch Schwabe, neu und ... naja,
hatten wir ja schon.
Ich weiß nicht mehr, mit was er mal wieder seiner kompletten
Führunsgmannschaft auf die Zehen getreten war, aber es herrschte wieder eisiges
Schweigen, derweil er auf der Suche nach jemandem war, der ein Feierabendbier
(bzw. -weizen) mit ihm trank. Vergeblich, wir waren echt sauer.
Schließlich stampfte er durch das komplette F&B-Büro, riss das Angebot
von der Wand, kritzelte mit seinem sehr teuren Füller mit echter Goldfeder
"Genehmigt" und seinen Namen darauf, knallte das seinem Vize auf den
Tisch und grummelte "Geht jetzt bitte jemand mit mir ein Feierabendbier
trinken oder muss ich noch was genehmigen?!?"
Wir haben schallend gelacht und sind natürlich mit ihm zu seinen
Lieblings-Feierabendbier-Ort (Stadthalle, Empore oberes Foyer) gegangen, wo er
uns erklärte, er habe es jetzt endlich verstanden und werde sich zukünftig
entschuldigen, wenn er wieder doof gewesen sei, weil das auf Dauer einfach
günstiger wäre, bevor er jedem von uns einen Jaguar als Firmenwagen genehmigen
müsse, schließlich würde er sich kennen, Fettnäpfchen wären sein zweites
Zuhause. Hatten wir bereits bemerkt ...