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Was ist so schwer daran, sich zu entschuldigen? Part 2

Mein Direktor war immer noch neu, immer noch Schwabe, immer noch über zwei Meter lang und seine Leitung immer noch ähnlich lang, aber er hatte mich befördert. Ab sofort war ich nicht nur Leiterin rückwärtige Bereiche, Einkauf und Controlling, sondern zusätzlich noch F&F-Assistentin, ein Titel ohne weiteren Inhalt, aber nötig, um die Gehaltserhöhung zu veranlassen, ich machte meinen Job also irgendwie richtig.

Da wir viele Großveranstaltungen hatten und uns einen Namen für kreative Ideen gemacht hatten, hatten wir im Kadermeeting die Anschaffung eines mobilen Mövenpick-Eiswagens vorgeschlagen (Kostenpunkt irgendwas um die 7.800 DM) und er hatte das rundweg abgelehnt, weil er nicht einsah, wozu eine so hohe Investition notwendig sein sollte. Trotzig hängte ich das Angebot mit hübscher Abbildung in Farbe hinter dem Schreibtisch meines (und seines) Vize-Direktors und Bankett-Managers (und mir inzwischen ein guter Freund) auf, so dass er jedes Mal, wenn er in dessen Büro ging, genau darauf guckte, das aber ignorierte (nicht nur ich konnte trotzig sein!).

Naja, Neu-Ulm halt, er hatte sich immer noch nicht an die Dimensionen unserer Großveranstaltungen gewöhnt, war mitunter aber Weltmeister, wenn es darum ging, mit einem einzigen Satz das komplette Kader schwer zu verärgern und dazu zu bringen, tagelang kein Wort mit ihm zu reden, bis auf das Nötigste halt, immerhin war er ja der Direktor, wenn auch Schwabe, neu und ... naja, hatten wir ja schon.

Ich weiß nicht mehr, mit was er mal wieder seiner kompletten Führunsgmannschaft auf die Zehen getreten war, aber es herrschte wieder eisiges Schweigen, derweil er auf der Suche nach jemandem war, der ein Feierabendbier (bzw. -weizen) mit ihm trank. Vergeblich, wir waren echt sauer.

Schließlich stampfte er durch das komplette F&B-Büro, riss das Angebot von der Wand, kritzelte mit seinem sehr teuren Füller mit echter Goldfeder "Genehmigt" und seinen Namen darauf, knallte das seinem Vize auf den Tisch und grummelte "Geht jetzt bitte jemand mit mir ein Feierabendbier trinken oder muss ich noch was genehmigen?!?"

Wir haben schallend gelacht und sind natürlich mit ihm zu seinen Lieblings-Feierabendbier-Ort (Stadthalle, Empore oberes Foyer) gegangen, wo er uns erklärte, er habe es jetzt endlich verstanden und werde sich zukünftig entschuldigen, wenn er wieder doof gewesen sei, weil das auf Dauer einfach günstiger wäre, bevor er jedem von uns einen Jaguar als Firmenwagen genehmigen müsse, schließlich würde er sich kennen, Fettnäpfchen wären sein zweites Zuhause. Hatten wir bereits bemerkt ...

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